Sokrates

Am 25.11.2013 verstarb im Alter von 12 1/2 Jahren unser Rüde Sokrates da Floresto de Verando.

Meine Frau und ich dachten: „Der stirbt nie!“ So gesund und robust ging er durch all seine Jahre. Doch nun war der Tag gekommen, an dem es hieß, Abschied zu nehmen. Geboren in Frankreich nahe der saarlän dischen Grenze konnten wir ihn recht oft als Welpe besuchen. Er war wohl der beste Fila aus dem ganzen Wurf und der Hund, der uns auch zu Ausstellern machte.

Denn das war die Bedingung seiner Züchter. Wir konnten ihn nur bekommen, wenn wir ihn im auch im Ring vorführen würden. Und so fuhren wir 2002 zum ersten Mal als Aussteller zu einer CFB Clubschau nach Neckargartach. Richter an diesem Tag war der leider zu früh verstorbene Herr Degenhart. Er sagte unserem jungen Rüden gleich eine glänzende Zukunft im Ring voraus. Aber richtige Aussteller wurden wir dadurch noch nicht. Der Durchbruch kam im Jahr 2003, wieder in Neckargartach. Da gewann er die Offene Klasse (es standen sechs Rüden im Ring –was für Zeiten!) und setzte sich auch gegen die Champ.Rüden durch. Seinen wohl größten Erfolg feierte er in Rheinberg, wo er den 3. Platz in der Gruppe 2 belegte. Für einen Fila Brasileiro ein Wahnsinnserfolg! Trotzdem wurde Sokrates in seinem Leben nur 37-mal ausgestellt, davon alleine schon zwölfmal in Folge bei unserer Clubschau. Als Vorwertnote bekam er 36-mal ein „Vorzüglich“ und nur einmal ein „Sehr gut“ – das sagt schon alles über die Klasse dieses Hundes. Im Alter von zehn Jahren machte er in der Schweiz noch einmal BOB, so gut in Form war er da noch (wie gesagt: Wir dachten, er stirbt nie...). Sokrates war ein Fila der alten Schule. Diejenigen, die ihn kannten, wissen, was ich meine. Irgendwann im Alter von acht oder zehn Monaten beschloss er, keine Gefangene mehr zu machen. Das machte das Präsentieren im Ring nicht gerade einfach! Sokrates war ein Robustiero, ein Hund aus Eiche. Zuviel Schmuserei liebte er nicht (nur mit Frauchen ab und an). Leckerlis mochte er nicht, schließlich schadeten die ja nur der Muskulatur. Spielzeug war reine Zeitverschwendung. Am liebsten kämpfte er – aber dann richtig. Meine Unerfahrenheit und Leichtsinnigkeit bescherten ihm ein paar Hundekämpfchen, die er voll genoss, während ich jedes Mal erschrak, wenn ich ihn kämpfen sah. Was ich sonst nur von Löwen im TV kannte, hatte ich dann immer live.

Das war die eine Seite von ihm. Die andere kennt meine Frau besser. Er war immer ihr Beschützer und kein Fremder durfte Ihr zu nahe kommen. Er liebte ihre Nähe. Wenn ich ihn im Ring präsentierte, musste sie sich stets verstecken, weil er immer den Blickkontakt zu ihr suchte. Bei seiner letzten Ausstellung, unserer Clubschau in Gollhofen 2013, ging der Traum meiner Frau endlich in Erfüllung, wenn ihr auch nicht ganz wohl dabei war: Sie konnte Sokrates selbst im Ring vorzuführen. Im Alter von fast zwölf Jahren behandelte er seine Umgebung nämlich etwas milder.
Sokrates war zeitlebens gesund. Unser Tierarzt bekam ihn nur beim Impfen zu Gesicht. Lediglich in seinem letzen Jahr litt er – wie die meisten „richtigen“ Männer – an der Prostata. Diese Kleinigkeit hatten wir aber mit Tabletten gut im Griff. Ein paar Tage vor seinem Tod hatte er Probleme mit dem Stuhlgang und beim Wasserlassen, auch wollte er kaum noch etwas fressen. Doch Andrea weckte mit ihren selbstgemachten Frikadellen, die er so liebte, wieder seine Lebenslust, so schien es. Abends lag er allerdings wieder apathisch in seinem Korb. Das gefiel uns natürlich gar nicht. Abends spät – wir waren oben beim Fernsehen – bellte er mehrfach, was für ihn sehr ungewöhnlich war. Meine Frau ging sofort zu ihm runter. Er atmete sehr schwer. Die beiden verbrachten die ganze Nacht Kopf an Kopf und Sokrates schlief – mit dem Gefühl der Sicherheit, sein Frauchen Andrea neben und bei sich zu haben – relativ ruhig weiter. Am nächsten Morgen öffnete er aber schon nicht mehr die Augen und er begann, nach Luft zu schnappen. Meine Frau und ich schauten uns an, und wir wussten, dass wir ihn jetzt erlösen mussten. Sokrates hat über zwölf Jahre unser Familienleben mitgestaltet wir vermissen ihn sehr.
Vielleicht sieht man sich wieder, Soki...